Eine Verkehrswende auf Probe – Die Bilanz der Pop-up-Radwege 2021 in Berlin

Ampler on tour through Berlin

Das Ende des Jahres 2021 rückt näher – die Tage sind kurz und die Zukunft kommt immer schneller auf uns zu. Wir wollen Bilanz ziehen in diesem besonderen Moment. Durch die Pandemie hat sich in Berlin und zahlreichen weiteren Metropolen viel bewegt, um auf die veränderten Bedingungen zu reagieren. 

Es sind Popup-Radwege entstanden und das beinah über Nacht. Komplette Fahrspuren wurden einzig für Fahrradfahrer ausgelegt. Straßen, deren Anwohner seit 20 Jahren auf eine Radspur warteten, bekamen sie endlich. 


Daten machen Mut

Nun sind anderthalb Jahre vergangen. Die bisher ermittelten Daten aus den Analysen sind beeindruckend. Allein auf der Kantstraße, in Berlin Charlottenburg, stellte man fest, dass sich die Zahl der Radfahrer verdreifachte und der Kfz-Verkehr um 22% sank. Der große Sprung in den Zahlen verdeutlicht, dass die Zeit reif ist.

Mit Strava ließ sich ermitteln, dass die neu entstandenen Radwege auf der Kantstraße, dem Kottbusser Damm und der Petersburger Straße in hoher Frequenz genutzt wurden und die Zahl der Radfahrer sich deutlich erhöht hatte. Die Stickstoffbelastung ging erheblich zurück, die Radfahrer fühlten sich sicherer und die Verdichtung des Platzes für Kfz bremste den fließenden Verkehr nicht aus.

Umfragen haben ergeben, dass 41% der Deutschen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren häufiger das Fahrrad oder E-Bike nutzen wollen. Daraus ergibt sich das größte Wachstumspotenzial in der Kategorie klassisches Zweirad und E-Bike, im Vergleich zu allen anderen Fortbewegungsmitteln für die nächsten Jahre. 

Erst wenn die Brücke gebaut ist, nutzen die Menschen den Weg über den Fluss. So ist es auch im städtischen Straßenverkehr. Erst müssen die Bedingungen geschaffen werden, damit die Menschen darauf reagieren können.

Auf einer Tour durch Berlin mit dem Ampler Curt

Von Bewusstsein zu Aktion

Mit den Pop-up-Radwegen konnte man schnell auf die Veränderungen im Verkehrsaufkommen und auf Sicherheitsbedürfnisse der Menschen in der Pandemie reagieren.

So wurden sie zu großen Versuchslaboren für die Verkehrswende und, ähnlich wie in vielen anderen Metropolen in Europa, weitläufig angelegt. 

Eine Verkehrswende auf Probe – könnte da einer behaupten. 

Wir bei Ampler Bikes fördern die Fortbewegung mit dem Zweirad durch die Stadt und schaffen mit unseren superleichten E-Bikes Räder, mit denen du auch längere Strecken unangestrengt fahren kannst. 

Das Auto wird in der Innenstadt (fast) nicht mehr gebraucht. Wir sind Fördermitglied des ADFC-Fahrradclubs und berichten über die Verkehrswende in den Städten.

Die Bahn ist frei für Curt und Stout

Vom Popup-Radweg zur bleibenden Infrastruktur

Diese schnelle Umsetzung einer zukunftsgewandten Idee für den Verkehr bringt die Köpfe zusammen und bietet Raum zur Diskussion, in welche Richtung sich die Infrastruktur der Stadt entwickeln sollte. 

Diese kann nun auf Grundlage der Fakten durchgeführt werden und die Fakten sprechen eine recht eindeutige Sprache. In einer Umfrage stellte sich heraus, dass 70% der Befragten die Popup-Radwege für positiv bis sehr positiv halten. 

Die schnelle Einrichtung der Popup-Radwege hat gezeigt, was möglich ist und in den Jahrzehnten zuvor nicht denkbar war. Nach nur einem Jahr haben sie sich zu konstanten Radwegen weiterentwickelt. 

Berlin steht hier exemplarisch für eine Bewegung des Denkens, für ein Bewusstsein über die Notwendigkeit und eine Aktionsbereitschaft in der Mobilitätswende. Die neue Geschwindigkeit in der Exekutive macht Mut und tröstet etwas über die zögerlichen letzten Jahrzehnte hinweg.

Der öffentliche Druck ist gewachsen und das war entscheidend. 

Auf dem Weg zum neuen Showroom

Die Rad-Schnellstraßen in Berlin werden Realität

Mit dem 2018 in Kraft getretenen und bundesweit ersten Mobilitätsgesetz nahm die Sache Fahrt auf. Darin wurde der Fahrplan in die Zukunft definiert. Mit diesem Gesetz hatte man Rückenwind auch für mutigere Ansätze. 

So stehen 10 weitläufige Rad-Schnellstraßen in Berlin in Planung. Wir berichteten schon über die Machbarkeitsstudien dieser und auch da zeigen die Daten ein sehr positives Bild. 

Die Rad-Schnellstraßen sind definitiv machbar. 

Durch die ungenutzten Flächen unter den überirdischen U-Bahnbrücken im Berliner Ring gibt es sogar bemerkenswert gute Voraussetzungen, die neuen Straßen in die Infrastruktur einzubinden. Die haben bisher noch völlig ungenutztes Verbesserungspotential.

Was macht Berlin da richtig?

Das klingt auch alles etwas zu schön, um wahr zu sein. Was ist passiert in der Stadt der Spätaufsteher, in der jeder revolutionäre Spruch schon vor 10 Jahren altmodisch klang? 

Nein, das stimmt so nicht. Die Stadt ist noch immer hellwach. Die selbst organisierten Bürgerbewegungen sind noch heute maßgeblich und bringen die Debatte in die Öffentlichkeit. 

Schon seit 1992 macht die Critical Mass Radfahrer im Verkehr sichtbarer, in dem sie spielerisch mit der gesetzlichen Formulierung umging, dass mindestens 15 Radfahrer zusammen einen »geschlossenen Verband« bilden können und damit eine gesamte Fahrspur nutzen dürfen. Heutzutage ist die Bewegung in Berlin sehr aktiv und vernetzt, gestaltet etwa Demonstrationen gegen den Ausbau der A100, monatliche Ausfahrten und Treffpunkte zum Austausch. 

Das Leben in der Stadt wird einfacher

In diesem Sommer waren sie in Berlin nicht zu übersehen, die Stimmensammler für den “Volksentscheid Berlin Autofrei”. Insgesamt wurden 50333 Unterschriften in drei Monaten gesammelt und damit wurde die Petition erfolgreich. Wir haben auch unterschrieben und halten weitere Diskussionen rund um eine autoreduzierte Zukunft für nötig und wichtig.

Es gibt Event-Kalender rund um das Thema Radfahren, bei denen sich Interessierte treffen können und ins Gespräch kommen – wie etwa das Velo Cafe oder auch verschiedene Stadtteilgruppen. Eine Vielzahl an Facebook-Gruppen und Vereinen ist entstanden, wie Autofrei.Berlin, Bike.Berlin, der Berliner Radsport Verband e.V., Radfahren in Berlin. Bei Themen rund um unsere E-Bikes findet ihr die Ampler Bikes Community Deutschland und die Ampler Bikes Community Global

Mit der Initiative “Stadtradeln” wurde in vielen Städten Deutschlands ein Wettkampf ausgeschrieben, in denen sich Teams bilden können, welche ihre gefahrenen Fahrradstrecken in der Stadt tracken können. Wer gemeinsam die weiteste Strecke gefahren ist, gewinnt. Damit wurden die meist gefahrenen Strecken von Fahrradfahrern getrackt und eine Datenbasis geschaffen für die Zukunftspläne der Stadt. 

Auch hier hat das Ampler-Team tatkräftig in die Pedale getreten und gezeigt, wo die schönsten Radstrecken in Berlin sind.


Selbstorganisiert in die Zukunft 

Schon seit den 1970ern wachsen die Zweifel an einer auto-zentrierten Verkehrspolitik. Aus damaligen Protestbewegungen entwickelten sich heutige Vereine, Verbände und Parteien, die nun offiziell die Infrastruktur der Stadt mitgestalten und Diskussionen in die Wege leiten. 

Schreibt uns gern, wenn ihr euren Verein mal ins rechte Licht rücken und uns erzählen wollt, was ihr macht. Nur gemeinsam können wir den Verkehr unserer Städte in richtige Bahnen lenken und die passenden Diskussionen anregen. Nur gemeinsam entsteht der Weg in die Zukunft. Wir wollen die Stadt bewegen – und dich. 

Leave a comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *