E-Bikes und die Mission Zero: Oslo

Im Jahr 2017 gab es in Oslo keinen einzigen Todesfall von Fahrradfahrern und Fußgängern im Verkehr. Damit war die Mission Zero erfolgreich. Wie hat das Land dies geschafft? Dieser Frage gehen wir in unserer Urban Change Series nach. 

Wir waren im Gespräch mit Pål Nilsen, der seit 30 Jahren in der Fahrradindustrie arbeitet und derzeit in Moss in der Nähe von Oslo lebt. Er ist Gründer und Sales Manager von Altura und erzählt uns vom Wandel, den Oslo und Moss in den letzten Jahren vollzogen haben. 

Oslo – Stadtplanung mit Blick aufs Rad 

2015 verpflichtete sich die Stadt Oslo, nach Jahren steigender Verkehrsunfälle den Autoverkehr zu reduzieren und die Sicherheit von Fußgängern, Radfahrern und der Umwelt in den Vordergrund zu stellen. Die Zielstellung wurde ernst genommen und dies hat Wirkung gezeigt. 

So wurde Oslo vor zwei Jahren weltweit die erste Stadt, die die Mission Zero erfüllt hatte. Die Mission Zero ist ein Qualitätsstandard für die Zukunft des Verkehrs. In ihr fasst sich das Programm zusammen, die Vision von null Kollisionen, null CO2-Emissionen und null Verboten umzusetzen. 

Oslo ist im Copenhagen-Index als “Rising Star” aufgeführt und konnte von Platz 20 (2017) auf Platz 7 (2022) klettern. Mehr Menschen auf die Sättel von Fahrrädern und E-Bikes zu bekommen, führte gleichzeitig mehreren Lösungen für das Problem heran. 

Fahrradfahren ist sehr umweltfreundlich, fördert die Gesundheit und entlastet die Innenstadt einer der am schnellsten wachsenden Städte Europas. Damit sind das Storting-Klimaabkommen und die Zukunft der Stadtplanung befriedet. 

Es wurde ein „Cycling City Index“ erstellt, in dem Oslo anhand einer Reihe von Kriterien für eine fahrradfreundliche Stadt eingestuft wird. In der Stadt wird an einem zusammenhängenden Radwegenetz gebaut und man plant, Autos aus dem Stadtzentrum zu verbannen. 

Die norwegische Hauptstadt ist radfahrerfreundlich geworden und CO2-Neutralität in der Stadtplanung wird von der norwegischen Regierung belohnt und finanziert. Die Bürgerinnen und Bürger sind immer häufiger und gern mit dem Fahrrad und E-Bike unterwegs. 

Der Anteil derjenigen, die mit dem Zweirad zur Arbeit und zur Schule fahren, stieg von 2019 bis 2021 von 19% auf 24%. Ob das mit diesen roten Radspuren zu tun hat, die man da jetzt überall in der Innenstadt sieht?

Ein Interview mit Pål Nilsen

Wir wollen der Sache auf den Grund gehen und kommen ins Gespräch mit einem, der es genau wissen muss: Pål Nilsen. Er war ehemaliger Fachhändler, Country Manager, Marketing Manager für Canyon und Radsportkommentator bei Eurosport. Als der Vertrag mit Canyon vor eineinhalb Jahren gekündigt wurde, beschloss er, ein neues Unternehmen zu gründen.

Altura Sport AS vertritt eine ausgewählte Auswahl an Marken im Rad- und Skisport, unter anderen die nachhaltigen und leichten E-Bikes von Ampler Bikes. Das Geschäft dreht sich um Sport- und Freizeitaktivitäten, welche die Umwelt nicht allzu stark belasten und ein nachhaltiges und gesundes Verhalten fördern. Das Fahrrad rückt dabei in den Fokus.   

Derzeit lebt er in Moss, nahe Oslo, und hat den Wandel miterlebt, der Norwegen gerade bewegt. Er erzählt uns von den Plänen in Oslo, das Stadtzentrum autofrei zu bekommen und das Radwegenetz miteinander zu verknüpfen. 

Nielsen:

In Oslo wurden große Pläne verabschiedet, wie sich die Stadt entwickeln soll, um bereit für die Zukunft zu werden. Der CO2-Verbrauch muss reduziert werden. Sind die ersten Erfolge der Umsetzung in der Innenstadt von Oslo sichtbar geworden? 

Ampler:

Ja, sie hat sich in den letzten fünf Jahren sehr verändert, würde ich sagen. Sie befindet sich also in der Entwicklung, aber alles geht langsam voran. Die Gesamtpläne sehen toll aus. Wenn man sich die Pläne für die Zukunft ansieht, wird es keine Autos mehr geben.  

Nielsen:

Der bürokratische Aufwand, solche Prozesse des Wandels in Gang zu setzen, bleibt groß. So wollte Oslo schon bis 2019 ein autofreies Stadtzentrum entwickeln, hat dies aber noch nicht bewerkstelligen können. 

Ampler:

Noch nicht, nein. Aber sie arbeiten daran. Es gibt also einige Parteien, die das nicht wollen, und andere, die es wollen. Es geht also hin und her, je nachdem, wer gerade in der Regierung sitzt.

Der Trend zum E-Bike

Ampler:

Die Zukunft der Stadt entwickelt sich auch entlang der Bedürfnisse ihrer Bewohner. So ist auch in Norwegen ein starker Trend zum Fahrrad spürbar. 

Nielsen:

„Die Fahrradverkäufe sind in Norwegen explodiert. Die Menschen setzen ihre Prioritäten jetzt anders. Sie sind nicht mehr so viel gereist und haben ihr Heimatland genutzt.” 

Ampler:

Und wie ist es beim E-Bike? Auch der Trend zum E-Bike hat Fahrt aufgenommen und das Publikum hat sich vermehrt und verjüngt. 

Nielsen:

„Die Veränderung, die mir aufgefallen ist, ist, dass die jüngeren Leute jetzt in Betracht ziehen, ein E-Bike zu kaufen. Wenn du mir erzählst, wie es vor 10 Jahren war, werden die Leute sagen: Oh, E-Bikes. Das ist nur etwas für ältere Menschen. Und jetzt, vor allem mit E-Bikes wie denen von Ampler, sprechen sie auch ein jüngeres Publikum an.” 

Zwischen Oslo und Moss 

Ampler:

Das Geschäft von Altura liegt in Moss, nahe Oslo. Auch da ist der Wandel der Stadt spürbar, wenn auch etwas langsamer als in Oslo. Während sich die Anzahl der Radwege in der Hauptstadt verzehnfacht hatte, baute man in Moss in kleinen Etappen von 200 Metern. 

Nielsen:

„Das Problem ist, dass sie anscheinend nicht in der Lage sind, die Pläne in Gänze zu verwirklichen, sondern nur Stück für Stück vorgehen.“

Ampler:

Generell sieht Pål, dass die Dinge sich in die richtige Richtung bewegen. Selbst große Autohersteller wie Ford und Audi bekennen sich zur Mission CO2-neutralen Verkehrs. Oslo hat große Schritte in die richtige Richtung getan und die Mission Zero im Aspekt von Verkehrstoten schon erfüllt. Dies ist aber erst der Anfang eines großen Transformationsprozesses.

Nielsen:

„Norwegen konzentriert sich generell sehr auf Nachhaltigkeit und die Vorteile von Fahrrädern.“

Zwischen Oslo und Moss sieht man jetzt auch immer mehr E-Bikes auf den verkehrsberuhigten Straßen. Für ein tägliches Pendeln ist es den meisten Leuten dann doch etwas zu lang, aber für einen Wochenendausflug mit elektrischem Rückenwind bestens geeignet. 

Zum Schluss

Wie wir in Oslo erleben können, gibt es einen klaren Wunsch nach einer Mobilitätswende. Von der Unterstützung durch die Regierung über die Begeisterung der jungen Generation bis hin zu unternehmerischen Chancen gibt es vernünftige Lösungen zur Bekämpfung der Klimakrise. Auch wenn es nicht von heute auf morgen geht, ist es inspirierend zu hören, wie schnell sich die Dinge in den einzelnen Städten entwickeln. Vielen Dank für das Interview und die interessanten Einblicke, Herr Nilsen, und danke fürs Lesen.

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