Rotterdam ist dabei, ein Vorbild für Nachhaltigkeit im Verkehr zu werden. Radfahren ist in allen Städten der Niederlande, insbesondere in Amsterdam und Utrecht, sehr beliebt. Doch bis vor kurzem war die Zahl der regelmäßigen Fahrradnutzer in Rotterdam im Vergleich zu den anderen Großstädten noch deutlich geringer. Im Jahr 2013 nutzten nur etwa 18 % der Menschen das Fahrrad für den Arbeitsweg, verglichen mit 30 % der Menschen in Amsterdam.
Die Zahl der Menschen, die auf das Fahrrad umgestiegen sind, ist in den letzten 10 Jahren stark gestiegen, sodass heute rund 200.000 Fahrten pro Tag auf dem Sattel zurückgelegt werden; das ist etwa ein Drittel der Einwohner von Rotterdam.
Es gibt einige Gründe, warum Rotterdam bei der Einführung des Zweirads langsamer war, aber auch einige beeindruckende Initiativen, die das Blatt gewendet haben. Wir schauen uns an, wie die aktuelle Infrastruktur aussieht und welche Projekte aktiv umgesetzt werden.
Aktuelle Infrastruktur
Rotterdam ist ein interessanter Fall, wenn es um die Entwicklung urbaner Mobilität geht. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt stark beschädigt und ganze Stadtteile mit ihrem wichtigen Hafen zerstört. Beim Wiederaufbau in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde sie modernisiert und auf das Auto ausgerichtet. Das hat Herausforderungen mit sich gebracht.
Heute werden bei der Modernisierung umweltfreundlichere Lösungen angestrebt und in vielen Fällen bedeutet das, bestehende Bereiche völlig neu zu denken. Hier sind nur einige Beispiele dafür, wie genau das getan wurde.
Coolsingel
Ein ehrgeiziges Projekt, das sich wegen der Pandemie um ein Jahr verzögerte: Diese zentrale Straße in Rotterdam wurde umgestaltet, um die Belastung im Verkehr zu verringern. Sie wurde 2021 fertiggestellt und kostete 58,1 Millionen Euro, wobei Fußgänger, öffentliche Verkehrsmittel und Radfahrer berücksichtigt wurden. Das Viertel „Cool“ macht seinem Namen alle Ehre.
Es gibt eine neu gepflasterte Promenade mit 23 maßgefertigten Laternen, neuen Bänken und Grünanlagen, die zum Flanieren einladen. Während es auf der einen Seite der alten Straßenbahnlinie noch eine dreispurige Straße für Autos gibt, befindet sich auf der anderen Seite ein neuer, „goldener“ zwei-Wege-Radweg. Obwohl der Bauprozess aufgrund des unterirdischen Systems kompliziert war, gelang es den Architekten und Ingenieuren, Nachhaltigkeitsprinzipien wie Biodiversität und Mikroklima zu berücksichtigen.
Räume tauschen
Das Radfahren wird in Rotterdam immer attraktiver, egal, ob du mit deinem E-Bike oder einem normalen Fahrrad unterwegs bist. Das liegt zum Teil daran, dass dank einer Initiative aus dem Jahr 2015 Parkplätze frei werden. Einer Gruppe von Bauunternehmen ging ein Licht auf, als sie eine Straße betrachteten, in der es eine Fülle von Parkplätzen für Autos gab. Als sie nur einen einzigen Parkplatz aufgaben, erkannten sie, dass sie diesen leicht in einen großzügigen Platz für bis zu zehn Fahrräder umwandeln konnten.
Einige Straßen in Rotterdam sind so dicht mit Fahrrädern vollgestellt, dass sie oft auf den Bürgersteig hinausragen. Bei diesem Projekt wird ein Parkplatz vorübergehend für einen Monat in eine „Fahrradplattform“ umgewandelt. Die Anwohner der Straße stimmen dann darüber ab, ob sie dauerhaft genutzt werden soll. Heute sind die fietsvlonders so gängige Praxis in der Planung, dass es in der ganzen Stadt etwa 70 temporäre und 90 permanente Einheiten gibt, die Hunderten von Fahrrädern genügend Platz bieten. Das System ist so effektiv, dass es sogar in Amsterdam und Den Haag übernommen wurde.
Rotterdam op die Fiets
Rotterdam op die Fiets, oder „Rotterdam auf dem Fahrrad“, ist eine Organisation, die jeden zum Fahrradfahren ermutigt. Sie ist ein Informationszentrum für alles, was mit dem Fahrrad zu tun hat. Egal, ob du dich über gemeinschaftliche Fahrradtouren, beliebte Fahrradrouten, Radfahrkurse oder andere interessante Neuigkeiten informieren willst, hier bist du richtig. Es gibt sogar eine „Allianz“, die sich regelmäßig trifft, um neue Ideen zu diskutieren, wie man Rotterdam zu einer fahrradfreundlicheren Stadt machen kann.
Eine inspirierende Geschichte, die ich bei meinen Recherchen zu Op die Fiets entdeckt habe, ist die von Sema Acar. Die Organisation hob die Arbeit von Sema Acar hervor, die sich dafür einsetzt, dass auch Menschen mit geringeren Mitteln Zugang zu einem Fahrrad haben. Acar ist Fahrradverkäuferin und arbeitet mit De Fietsbank zusammen – einem Netzwerk, das kaputte und gebrauchte Fahrräder repariert und weiterverkauft. Die Fahrräder werden dann an Einwohner*innen weitergegeben, die es sich nicht leisten können, ein Fahrrad zu kaufen. Seitdem hat Acar vielen Menschen geholfen, indem sie ihnen eine kostengünstige Alternative zum Pendeln bot und gleichzeitig einen gesünderen Lebensstil förderte. Lies hier mehr darüber.
Zukunftspläne
Rotterdam hat ehrgeizige Pläne für die Zukunft. Die Stadtverwaltung von Rotterdam hat einen umfassenden Vorschlag für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur vorgelegt. Das Projekt mit dem Namen „Bicycle Race 2025“ zielt darauf ab, den Radverkehr zu fördern und die Infrastruktur dafür auszubauen. Die Stadtverwaltung hat einen 15-seitigen Vorschlag über die aktuellen Probleme und die Lösungen für eine bessere Fahrradinfrastruktur verfasst.
Es wird festgestellt, dass mehr Radfahren enorme Vorteile mit sich bringt, wie z.B. die Verringerung der CO2-Emissionen, die wiederum zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen beitragen. Sie sind sich auch darüber im Klaren, dass sicherere Radwege benötigt werden, während gleichzeitig der Bedarf an besseren Abstellmöglichkeiten und sichererem Verkehr durch strenge Geschwindigkeitsbegrenzungen und breitere Radwege gedeckt werden muss. Hier ist nur ein kleines Beispiel dessen, was vorgeschlagen wird:
1. Es wird der Bau von separaten Radwegen vorgeschlagen, die breit genug sind, um die zukünftige Verkehrsintensität sicher zu bewältigen. Vorrang haben die großen städtischen und regionalen Fahrradachsen.
2. Fehlende Kreuzungen, wie z.B. Übergänge und Fahrradbrücken, könnten helfen. Eine weitere Möglichkeit ist der Abbau von Barrieren, die durch Autobahnen, Wasserstraßen und Eisenbahnen entstehen.
Beispiele: eine neue Uferverbindung in der Nähe von Feijenoord City, die Verbesserung der Querbarkeit von Stadtboulevards, die Schaffung von Kreuzungen im Bereich der A20-A13, Überführungen auf der Rotte Tracé, eine Radverkehrslösung in Bezug auf die M4H-Erschließungen von und nach Schiedam, eine Fahrradbrücke über Katendrecht-Charlois und Zwei-Wege-Radwege entlang der großen Hindernisse, um den Umwegradverkehr zu begrenzen.
3. Stadtboulevards so zu gestalten, dass ein besseres Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Verkehrsarten entsteht, indem die Nutzung des Raums differenziert oder eine oder mehrere Fahrspuren entfernt werden.
In dem Dokument, das den Grundstein für eine nachhaltige Stadtplanung legt, gibt es noch viele weitere eingehende Untersuchungen und Lösungsvorschläge. Wenn du interessiert bist und gut Niederländisch sprichst, findest du hier das Programm.
Smarte Straßen
In Rotterdam gibt es ein Projekt zur Entwicklung smarter Straßen für Radfahrer. Es ist eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Unternehmen, um die Verkehrsbelastung zu verringern. PlasticRoad ist eines dieser Unternehmen, das Straßenabschnitte und die darunter liegenden Sensoren liefert. Das bedeutet, dass die Straßen überwacht werden können, um besser zu verstehen, wie die Straße genutzt wird. Die Sensoren dienen verschiedenen Zwecken, z.B. der Anzeige von Wartungsarbeiten, der Einstellung von Ampeln und der Übertragung von Live-Informationen an digitale Verkehrsschilder.
Obwohl es derzeit nur eine einzige smarte Straße in der Entwicklung gibt, ist dies ein großer Schritt nach vorn. Die Technologie ermöglicht Echtzeitinformationen, die von unter- und oberirdischen Kameras, Sensoren, Radar, WLAN, Bluetooth und 3D-Kameras gesammelt werden. Die 25 Meter lange Straße wird zunächst auf dem Campus der TU Delft installiert, könnte aber bei Erfolg auch in anderen Städten des Landes eingesetzt werden.
Eine vorteilhafte Partnerschaft
BMW hilft Rotterdam dabei, sein Null-Emissions-Ziel zu erreichen. Der Automobilhersteller hat sich bereit erklärt, bis 2027 eine Partnerschaft mit der Stadt einzugehen, um die von ihr genannten Schlüsselbereiche anzugehen: „Multimodalität“, „Verkehrsmanagement“, „Parken und Aufladen“ und „Grünes Laden“. Durch die Durchführung von Pilotprojekten an Universitäten und die Anwendung ihres Fachwissens bei der Entwicklung von E-Fahrzeugen und Ladetechnologie ist diese Partnerschaft ideal, um die urbane Mobilität voranzubringen.
Eines der bemerkenswertesten Projekte ist die Entwicklung des „Vehicle to Grid“. Dabei geht es um die Erzeugung von Elektrizitätsüberschüssen, z.B. bei leichten E-Bikes und anderen Elektrofahrzeugen. Die Speicherung von Energie, die aus erneuerbaren Quellen stammt, ist problematisch. Die Nutzung eines Netzwerks von E-Bikes und E-Autos ist jedoch eine elegante Lösung. Das Konzept sieht vor, dass die Menschen ihre Fahrzeuge an der Ladestation aufladen und gleichzeitig den Strom wieder ins Netz einspeisen.
Eine Runde durch die Stadt
Wir haben eine Fahrradroute rund um Rotterdam zusammengestellt, damit du und dein leichtes E-Bike die Stadt kennenlernen können. Sieh dir die Windmühlen am Kralingse Pras an, bahne dir deinen Weg durch Tunnel und über Brücken und genieße tolle Ausblicke auf die Stadt.
Fazit
Rotterdam ist ein kultureller und interessanter Ort mit einem historischen Hafen, schicken Vierteln und innovativen Stadtzentren. Es war noch nie so einfach, diese Stadt mit dem E-Bike zu erkunden. Es gibt viele Projekte am Horizont, die nicht nur das Pendeln mit dem Fahrrad in Rotterdam, sondern in den ganzen Niederlanden verbessern könnten.
Mit Unternehmenspartnerschaften, der Unterstützung von Universitäten und Basisbewegungen, die alle auf eine gemeinsame nachhaltige Zukunft hinarbeiten, ist es sicher, dass das Beste noch vor uns liegt. Ampler hat einen Showroom in Amsterdam, wir liefern zu dir nach Hause und haben Botschafter in Rotterdam, bei denen du eines unserer leichten urbanen E-Bikes ausprobieren kannst.